frisch geerntete Möhren

Was bisher geschah ...

Was heute als KoLa Leipzig eG 1500 Haushalte wöchentlich mit frischem, ökologisch erzeugtem Gemüse versorgt, begann 2018 mit einer überraschenden Gelegenheit.

Von der Idee zu über 2000 Mitgliedern und fast 1500 wöchentlichen Ernteanteilen

2018: 35 ha Land von der evangelischen Kirche – die Planung beginnt

Die Wurzeln der KoLa Leipzig eG liegen in der Gemüsegenossenschaft Rote Beete. Dieser wurden 2018 ganze 35 Hektar von der lokalen Kirche zur Pacht angeboten. Die Rote Beete hat sich dagegen entschieden – aber diese seltene Chance wollten einige Team-Mitglieder wie Eva und Jan-Felix nutzen und gründeten 2019 gemeinsam mit Hanno und Niels eine weitere Solawi-Genossenschaft mit zugegeben sehr ambitionierten Zielen. Durch enormes gemeinschaftliches Engagement, extrem viel Erfahrung im Team, viel Mut und mit ordentlich Tempo konnten wir auf den ehemals konventionell bewirtschafteten Flächen einen komplett neuen Betrieb aufbauen – inklusive klimafreundlichen Gebäuden und ausgeklügeltem Energiesystem. Mit Gemüse versorgen wir nun aktuell über 1400 Haushalte – wobei die Flächen und die Betriebsgebäude für mehr als 2000 Haushalte reichen. Um maximal nachhaltig zu arbeiten, würden wir die Kapazitäten gern komplett ausnutzen und versuchen somit weiter, noch mehr Menschen für unsere Genossenschaft zu begeistern. Wir wollen ein Leuchtturmprojekt sein, in diesem Sinne groß denken und planen und noch größer träumen, aber in realistischen Bahnen. Denn unser Ziel ist von Anbeginn: Solawi aus ihrer Nische holen und endlich die breite Masse erreichen!

Im Mai 2018 kommt der Kirchenvorstand der Ev.-Luth. Kirche Taucha bei der Roten Beete zu Besuch und bietet der Genossenschaft zuerst 40ha Land zur Bewirtschaftung an. Die perfekte Fläche, um Solidarische Landwirtschaft in groß zu testen! Mit politischer gesamtgesellschaftlicher Strahlkraft, raus aus der Nische, für die Mitte der Gesellschaft! Das Team der Roten Beete möchte nach längerem Abwägen diese Aufgabe nicht übernehmen, jedoch wollen sie dabei unterstützen, andere Interessenten aufzutun. Das gelingt nicht und Eva, Jan-Felix und anfangs noch Tiom überlegen ein zweites Mal, schauen sich die Flächen noch einmal an – zu dem Zeitpunkt eine Einöde aus Getreide, der Boden in keinem guten Zustand. Die Wasserschutzbehörde wird befragt, der Raum Leipzig – im Regenschatten des Harzes – ist eine der trockensten Regionen in Deutschland. 

Ein gut ressourcenschonendes, intelligentes Bewässerungssystem muss mit in die Planung. Vor allem Jan-Felix weiß durch seine Gründungserfahrung der Roten Beete: eine Neugründung bedeutet enorm viel Arbeit. Aber die Flamme ist entzündet. Schnell stoßen Hanno, Niels und Birgit dazu und das Konzept zur KoLa wird herausgearbeitet. Ein nachhaltiges Energiekonzept, innovative ökologische Anbaumethoden und ein klarer Fokus auf faire Arbeitsbedingungen und Betriebsstrukturen sind integraler Bestandteil von Anfang an. Wir sind im Austausch mit dem Zentralverband für Konsumgenossenschaften und mit vielen anderen Genossenschaften und Solawis, um zu lernen, worauf es ankommt und wo die Stolpersteine sind. Wir schauen uns Biobetriebe in Deutschland, Österreich und Schweiz an und profitieren von deren Erfahrungen und lassen uns inspirieren. Trotz der zahlreichen Vorbilder fühlen wir uns manchmal, als würden wir das Rad doch neu erfinden. Denn scheinbar gibt es kein zentralisiertes Wissen. Im Kernteam ist man sich sehr einig, es braucht keine Grundsatzdiskussionen, das Ziel ist klar und einfach loslegen ist unser Motto.

2019: Planungsphase Teil 2 – Gründung der Genossenschaft & Schlüsselkooperation mit Konsum Leipzig

Im Februar bekommen wir ein Stipendium des Social Impact Lab. Darüber bekommen wir unter anderem wertvolle Kontakte, mit denen wir uns zum Beispiel über Abobestellsysteme austauschen können. Ab dem Frühjahr starten wir mit vielen vielen Infostände & Veranstaltungen und Flyeraktionen. Für unsere wachsende Interessengemeinschaft wird ein Newsletter etabliert, denn “ohne Crowd kein Funding”. Auf der Liste sammeln wir mehr als 1000 Menschen, die schon vor Gründung der Genossenschaft auf dem laufenden bleiben wollen. Das hat uns ordentlich Rückenwind gegeben, weiter zu machen. 

Im Mai erstellen wir eine Umfrage zu “Wie soll KoLa Leipzig werden?”. Über 800 Menschen nehmen teil und wir finden enorm viel heraus zum Beispiel über Themen wie: welches Obst und Gemüse soll angebaut werden und was sind Menschen bereit zu zahlen. Die Genossenschaft wird am 23. September feierlich im kleinen Kreis von 16 Leuten gegründet. Die KoLa bekommt einen drei-köpfigen Vorstand und bewusst einen verhältnismäßig großen Aufsichtsrat. Denn auch hier wollen wir uns breit aufstellen und uns durch verschiedene Kompetenzen und Fachwissen im Rat absichern. Ein Mitarbeitenden Beirat mit Vorschlags- und Vetorecht wird ebenfalls gegründet. 

Nicht Teil der Satzung, aber wichtiger Bestandteil der Betriebsstruktur ist die transparente Lohnmatrix mit gleichem Basislohn für alle und Zuschlagsprinzip für besondere Aufgaben. Im Oktober beschließen wir, Übergangsflächen vom Gemüsegärtner Martin Hänsel in Taucha zu nutzen. Für ein Jahr, also die erste Saison, dürfen wir bleiben. Um unsere Mitglieder einzubeziehen, testen wir das Format “Hofräte” – mehrmals kommen wir in kleinen Gruppen zusammen uns diskutieren. Die für KoLa wichtige Idee zu den nur fakultativen Mitgliedereinsätzen ist in so einem Treffen geboren. Jeder soll Teil der Solawi sein dürfen, auch mit weniger Zeit zum mithelfen. Das Tempo nimmt zu und es wird schwieriger, eine größerer Gruppe mitzunehmen. Wir stoppen wieder. Im Dezember klappt etwas Großes: Die Kooperation mit dem Konsum Leipzig eG! Verteilstationen mit großer Kapazität in ganz Leipzig sind damit abgesichert. Den Mai 2020 setzen wir uns als Startdatum für die ersten Lieferungen.

2020 – Der operative Start auf Übergangsflächen

Das Jahr 2020 war für KoLa ein Jahr des Aufbruchs – aber auch ein Jahr der Zwischenlösungen. Während unsere langfristig geplanten Flächen noch nicht zur Verfügung standen, starteten wir im Frühjahr zunächst auf Übergangsflächen bei dem befreundeten Gemüsebaubetrieb von Martin Hänsel und Maria Bienert in Taucha. Dort konnten wir mit unserer ersten kleinen Anbaufläche loslegen. Wir errichteten zwei erste eigene Folientunnel und verlegten Bewässerungsrohre. Zum Lagern und Packen konnten wir die Halle von Martin Hänsel und Maria Bienert mit nutzen. Das war für uns optimal, um aus dem Planen ins Schaffen zu kommen und erste Kisten zu füllen.

Parallel dazu liefen die letzten Verhandlungen mit der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Taucha. Im Februar 2020 konnten wir schließlich die langfristigen Pachtverträge für unser jetziges Betriebsgelände unterzeichnen – ein entscheidender Schritt. Die Vereinbarung umfasst:

– 3,4 Hektar in Erbbaupacht – für ganze 50 Jahre, mit der Option auf Verlängerung, 

– sowie 32 Hektar in klassischer Landpacht, jeweils für zwei aufeinanderfolgende Laufzeiten von je 12 Jahren (12 + 12).

Mit diesen Verträgen stand uns nun eine Fläche zur Verfügung, auf der wir die Idee einer groß angelegten solidarischen Landwirtschaft dauerhaft und eigenständig realisieren konnten – mit echter Planungssicherheit.

Da die Flächen allerdings erst zum 30. Juli 2020 offiziell übergeben werden konnten und noch keinerlei Infrastruktur vorhanden war, entschieden wir uns bewusst dafür, den Gemüseanbau dort erst 2021 zu starten. Das Jahr 2020 stand also ganz im Zeichen der Vorbereitung, Finanzierung und Systementwicklung.

Trotz des provisorischen Starts war 2020 eines der arbeitsintensivsten Jahre überhaupt: Im Frühjahr kauften wir die ersten Maschinen und stellten mit Nastja unsere erste Gärtnerin ein. Parallel bauten wir das erste digitale Bestellsystem auf und reichten im März erfolgreich einen Antrag für die landwirtschaftliche Investitionsförderung ein.

Die Monate zwischen Frühling und Herbst waren geprägt von intensiver Planung, Abstimmungen mit Behörden, der Ausarbeitung von Flächenkonzepten, Kalkulationen, Bauvoranfragen und Dutzenden Entscheidungen unter Zeitdruck. Rückblickend war dies vermutlich die anspruchsvollste und lehrreichste Phase im Aufbau der KoLa – mit vielen Herausforderungen, einigen Fehlern, aber auch großem Zusammenhalt im Team.

Auch nach außen zeigten wir Gesicht: Im April 2020 wurde unser erster Imagefilm fertiggestellt, und mit der Fahrrad-Kurierunion Fulmo wurde ein weiterer Partner für die Kistenlogistik gefunden.

Am 5. Mai 2020 war es dann so weit: Unsere erste KoLa-Kisten wurde an 500 Haushalte ausgeliefert. Das solidarische Preissystem – mit frei wählbaren Beiträgen innerhalb einer festen Spanne – funktionierte von Anfang an gut und wurde von der wachsenden Mitgliedschaft mitgetragen.

Ein besonders prägender Moment des Jahres war unsere erste Darlehenskampagne: Zwischen Mai und Juni 2020 sammelten wir innerhalb weniger Wochen über 500.000 € ein – mehr als das Doppelte der ursprünglich kalkulierten 200.000 €. Diese Summe bildete die Grundlage für den Bau unserer eigenen Betriebsgebäude. Die Kampagne war ein eindrucksvoller Vertrauensbeweis und zeigte, wie viele Menschen bereits vor der offiziellen Inbetriebnahme bereit waren, Verantwortung für eine andere Form der Landwirtschaft zu übernehmen.

Am 1. August 2020 konnten wir unsere eigenen Flächen in der Engelsdorfer Straße 99 offiziell übernehmen. Die Nutzung blieb jedoch vorerst auf Planungs- und Vorbereitungsmaßnahmen beschränkt, da die grundlegende Infrastruktur noch fehlte. 

Am 3. Oktober feierten wir auf den neuen Flächen unseren ersten Geburtstag – und nur wenige Wochen später, im November 2020, überschritten wir die Marke von 1.000 Mitgliedern in der Genossenschaft. Für ein Projekt, das in seiner operativen Form erst am Anfang stand, war das ein enormer Erfolg.

Dann begannen die Bauarbeiten: Wir kauften über einen Ebay- Kleinanzeigen einen Bagger und hoben die Fundamente aus, parallel wurde der erste unserer beiden Brunnen gebohrt. Die Spannung war groß – denn als es hieß, der Bohrer könnte an den harten Gesteinsschichten der Endmoränenlandschaft scheitern, stand plötzlich alles auf der Kippe. Doch es ging gut: Die Bohrung gelang, und wir atmeten erleichtert auf. Das Budget war knapp, und Wasser war betriebsentscheidend – eine zweite Bohrung hätte unsere finanziellen Möglichkeiten damals stark überstrapaziert.

2021 – Einzug auf den eigenen Betrieb

Der Winter 2021 war eisig – und die Zeit drängte. Unser Pachtvertrag mit Martin Hänsel lief zum 30. April aus, gleichzeitig hatten wir bereits Verträge mit der Baufirma für die Errichtung unserer Betriebsgebäude unterzeichnet. Das bedeutete: Die Fundamente mussten bis spätestens März fertiggestellt sein, insbesondere der Beton musste vollständig austrocknen, bevor mit dem Hallenbau begonnen werden konnte.

Unter Hochdruck nutzten wir jede frostfreie Woche. Die Kälte war teilweise heftig – wir werden nie vergessen, wie wir morgens zuerst die eingefrorenen Baggerketten mit dem Bunsenbrenner enteisten. Oder wie wir den Schnee von den Fundamenten schippten, begleitet von laut aufgedrehter Schlagermusik der Fundamentbaufirma. Trotz aller Widrigkeiten: Alles wurde rechtzeitig fertig, und der Bau konnte starten.

Im März 2021 stand unsere Richthalle, im April folgte die Traktorhalle – beide in nachhaltiger Vollholzbauweise errichtet. Kurz darauf installierte die Firma AXA unsere fünf Kühlzellen, die es ermöglichen, unterschiedliche Kulturen bei jeweils optimaler Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu lagern. Besonders clever: Die Abwärme der Kühlzellen wird im Winter genutzt, um unsere Pausen- und Büroräume zu beheizen.

Ein Meilenstein war der Einzug Ende Mai: Dank der richtig tollen und professionellen Unterstützung vieler ehrenamtlich mitarbeitender Mitglieder, die sich um Elektrik, Wasser, Innenausbau und Infrastruktur kümmerten, konnten wir den Umzug in die neue Halle tatsächlich rechtzeitig vollziehen.

Mit dem Bezug der Richthalle zogen wir im Mai 2021 endgültig auf unseren eigenen Betrieb in der Engelsdorfer Straße 99 – pünktlich zum Ablauf des alten Pachtvertrags, mit viel Einsatz und im allerletzten Moment. Es war ein gewaltiger Schritt hin zu einer eigenständigen, dauerhaft tragfähigen Struktur für KoLa. 

Unsere Geschichte ist noch nicht fertig erzählt. Es gab seit 2021 nicht nur Erfolge, sondern auch schmerzhafte Momente. Gerade fehlt die Zeit (und ehrlich gesagt manchmal auch die Worte), um all das aufzuschreiben. Aber wir holen es nach.

Baumaßnahmen Collage KoLa Leipzig
Gründung KoLa Leipzig Genossenschaft
Darlehenskampagne KoLa Leipzig
Kooperation mit Konsum

KoLa bewegt

Achtung Lieferpause!

Unser Betrieb ruht zum Jahreswechsel.

Die letzten Ernteanteile 2023 erhaltet ihr am Freitag, den 22.12.2023 – bitte holt sie unbedingt zeitnah ab, damit das Gemüse Weihnachten nicht alleine verbringen muss.

Die ersten Ernteanteile 2024 liefern wir euch am Montag, den 08.01.2024.

Solidarische Weihnachten wünscht die KoLa Leipzig

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