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Solawi - Kurz & Knapp
Eine Solawi ist ein Gemüsebaubetrieb oder Bauernhof welcher den Prinzipien der solidarischen Landwirtschaft folgt. Solidarische Landwirtschaft steht für einen Zusammenschluss zwischen privaten Verbraucher*Innen und Produzent*Innen in welcher sich die Risiken, die Verantwortung & die Ernte geteilt werden. Die Verbraucher*Innen, werden Mitglied in einer Solawi & verpflichten sich in der Regel für ein Jahr ein Teil der Solawi zu sein. Im Gegenzug gibt’s jede Woche frisches Gemüse in Form von Ernteanteilen.
Folgende 7 Grundprinzipien wurden vom Netzwerk solidarischer Landwirtschaft entwickelt:
Die 7 Grundprinzipien einer Solawi
Mitglieder verpflichten sich in der Regel für ein Jahr einen Ernteanteil abzunehmen. Viele Solawis stemmen zudem die Solawi-Gründung & die damit verbundenen Investitionen zusammen mit den Mitgliedern über Mitgliederdarlehen und/oder Genossenschaftseinlagen. Eine finanzielle Bereicherung an einer Solawi ist ausgeschlossen.
Über Ackereinsätze, Mitglieder-AGs, Hoffeste oder andere Veranstaltungen haben die Verbraucher*Innen die Möglichkeit direkt am Betriebsgeschehen teilzunehmen. Je nach Solawi sind Ackereinsätze verpflichtend oder freiwillig.
Was verdienen die Gärtner*Innen? Gibt es am Ende des Jahres Überschüsse? Falls ja wie werden diese verwendet? Welches & Wieviel Material wird jedes Jahr bestellt? Für Mitglieder eine Solawi ist dies & noch mehr alles transparent. Dies erhöht die Glaubwürdigkeit ungemein.
„Die Landwirtschaft trägt aktiv zum Erhalt der biologischen Vielfalt, zum Humusaufbau wie auch Boden- und Gewässerschutz bei. Weder gentechnisch verändertes Saatgut, noch gentechnisch veränderte Futtermittel werden eingesetzt. Die Produktion und Verarbeitung der Lebensmittel erfolgen weitgehend regional.“
Durch die engen Beziehungen & mögliche Mithilfe vor Ort bekommen alle Beteiligten im Produktionsprozess mehr Anerkennung. Die Wertschätzung für Lebensmittel steigt, indem sichtbar wird welcher Aufwand in der Herstellung steckt.
Die finanzielle und soziale Absicherung der Erzeuger*innen wird gewährleistet. Dies umfasst insbesondere eine bedarfsgerechte Entlohnung und die Altersvorsorge. Arbeitsrechtliche Standards und Arbeitsschutz werden eingehalten.
Alle Beteiligten verstehen sich als Zusammenschluss von Menschen, die sich dem Gedanken des Humanismus, der Völkerverständigung, dem Internationalismus und den Menschenrechten verbunden fühlen. Sie dulden keine rassistischen, fremdenfeindlichen und andere diskriminierenden oder menschenverachtenden Bestrebungen. Dwidersprechenden Handlungen sowie ein Engagement in Parteien und Organisationen, die dazu im Widerspruch stehen, sind mit der Teilhabe an einer Solidarischen Landwirtschaft nicht vereinbar.
Regional & Saisonal: Die Ernteanteile
Ein Ernteanteil kommt ähnlich einer Gemüsekiste meist wöchentlich & besteht aus Gemüse der Saison. Einige Solawis bieten zusätzlich tierische oder verarbeitete Produkte wie Eier, Honig, Milch, Käse, Fleisch, Brot, Obst, Eingekochtes, Marmeladen und Blumen an. Die Menge in einem Ernteanteil ist je nach Solawi unterschiedlich. Meist wird im Sommer etwas mehr als im Winter geliefert. Im Vergleich zu einer klassischen Bio-Kiste oder Gemüsekiste ist der Inhalt der Ernteanteile nicht frei zusammenstellbar, aber dafür garantiert saisonal & regional produziert. Über Umfragen können sich in den meisten Solawis Mitglieder an der Anbauplanung beteiligen. Fast alle Solawis arbeiten nach ökologischen Kriterien. Viele verzichten allerdings aus Kostengründen auf eine aufwendige Bio-Zertifizierung.
Wie kommt der Ernteanteil zu den Mitgliedern?
Solidarische Landwirtschaft heißt neben größtmöglicher Transparenz in der Produktion, auch die Reduzierung von CO2 – Emissionen durch kurze Transportwege. Die Ernteanteile werden daher von den Produzent*Innen an Verteilstationen (auch Depots genannt) in unmittelbarer Umgebung der Verbraucher*Innen geliefert. Dies können Läden, Vereinsräume, Garagen oder andere leicht zugängliche Orte sein. In einigen Solawis ist es möglich sich die Ernteanteile per Lastenrad nach Hause liefern zu lassen.
Woraus berechnen sich die Preise für die Ernteanteile?
Ein wichtiger Teil der solidarischen Landwirtschaft ist die Transparenz über die Einnahmen und Ausgaben des jeweiligen Betriebes. Die Preise der Ernteanteile berechnen sich aus den Ausgaben für Löhne, Pflanzgut & andere Verbrauchsgüter für den Anbau, sowie die Verwaltung. Gärtner*Innen sollen nach Möglichkeit fair bezahlt werden. Falls es zu Überschüssen kommt, werden diese in soziale & ökologische Ziele investiert. Hierbei lohnt es sich in das Konzept der jeweiligen Solawi genauer reinzuschauen, um mehr über deren jeweiligen Ziele zu erfahren.
Tomaten pflanzen, Lauch ernten, Kohl jäten: Auf dem Acker mithelfen
Bei regelmäßigen Ackereinsätzen erfahren Mitglieder einer Solawi mehr über den Anbau von Obst und Gemüse in ihrer Region. Je mehr Mitglieder rauskommen und beim Pflanzen, Wässern und Ernten helfen, desto besser werden die Arbeitsbedingungen für die Gärtner*Innen. Die Verbindung zwischen Konsumenten*Innen & Produzent*Innen wird gestärkt und eingesparte Produktionskosten können für andere ökologische und soziale Ziele verwendet werden. Die Philosophie über verpflichtende Ackereinsätze ist von Solawi zu Solawi unterschiedlich. Im Grunde gibt es auf dem Acker immer etwas zu tun & viele Hände, schnelles Ende. Jede Solawi freut sich daher über Unterstützung auf dem Acker.
Besonders kleinere Solawis sind häufig wirtschaftlich nur durch die gemeinschaftliche Mithilfe aller Mitglieder realisierbar. Bei einigen Solawis sind Ackereinsätze daher verpflichtend. Bei anderen Solawis freiwillig.
Wie kann ich Mitglied werden?
Fast alle Solawis haben einen Internetauftritt. In der Regel gibt es dort eine Mitgliedserklärung zum Herunterladen oder eine Kontaktadresse wo diese angefordert werden kann. In einigen Solawis ist es zudem nicht notwendig Mitglied zu werden. Es reicht dort einen Jahres-Liefervertrag für einen Ernteanteil auszufüllen.
Solawis in meiner Nähe
Das Netzwerk für solidarische Landwirtschaft hat die Plattform Ernte-Teilen.Org ins Leben gerufen. Hier findet sich eine Karte mit den Solawis in Deutschland. Falls ihr dort noch nichts passendes findet, lohnt es sich den Wohnort in Kombination mit den Suchbegriffen Solawi oder Gemüsegenossenschaft in eine Suchmaschine einzugeben.
KoLa Leipzig: Solawi 2.0 auf 35 ha Land
KoLa Leipzig ist eine solidarische Landwirtschaft, welche als Genossenschaft organisiert ist. Zusammen mit unseren Mitgliedern haben wir 2019 begonnen einen komplett neuen ökologischen Gemüsebaubetrieb auf einer ehemals konventionell bewirtschaftenden Fläche aufzubauen. Mittlerweile produzieren wir mit einem Team aus professionellen Gemüsegärtner*Innen wöchentlich über 1000 Ernteanteile für Mitglieder in Leipzig, Taucha, Markleeberg und Naunhof. Mitglieder können bei regelmäßigen freiwilligen Ackereinsätzen oder auf dem jährlichen Hoffest den Betrieb vor Ort besichtigen. Wir haben nach wie vor noch freie Kapazitäten. Hier erfährst du mehr über unser Konzept, kannst Mitglied werden oder erstmal einen Probeanteil für 3 Monate testen.