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Über Schädlinge und Nützlinge

Oder Ausgewogenheit in Natur und Medien

Wir haben uns sehr über den Besuch eines Filmteams von der Deutschen Welle gefreut, das uns in einem englischsprachigen Beitrag zur Schädlingsbekämpfung prominent zu Wort kommen lässt. Wir nehmen den Beitrag zum Anlass euch noch einmal über unser Ökokonzept Auskunft zu geben. Wie gelingt es uns hochwertiges Gemüse zu produzieren ohne dabei auf chemisch-synthetische Pestizide zurückzugreifen, die Boden, Insekten und die Umwelt im Allgemeinen vergiften? 

Die erste Säule unserer Lösung – seid ihr: unsere Mitglieder. Denn durch eure Mitgliedschaft und euer Jahresabo ermöglicht ihr den Vertrieb von Gemüse, das oft, aber nicht immer perfekt aussieht. Viele Schädlinge sind harmlos, verursachen aber Schadstellen, die das entsprechende Gemüse im herkömmlichen Handel unverkäuflich machen würden. Indem ihr bereit seid, auch solches Gemüse zu verwerten, leistet ihr den ersten und wichtigsten Schritt für das Gelingen von Solidarischer Landwirtschaft und den Verzicht auf giftige Pestizide. Danke dafür!

Aber das ist natürlich noch nicht alles. Mit einer Kombination verschiedener Maßnahmen begegnen wir dem Schädlingsdruck.

Als erstes ist da manuelle Arbeit wie das Absammeln von Kartoffelkäfern. Diese Methode ist natürlich kosten- und arbeitsintensiv und reicht nur in bestimmten Fällen. Hier könnte man auch das Pflügen erwähnen, von dem später noch die Rede ist, das unerwünschte Beikräuter mechanisch entfernt, allerdings soll es hier in erster Linie um tierische Schädlinge gehen. 

Auch bei der KoLa wird übrigens gespritzt. Allerdings nur biologische Präparate, die für den ökologischen Anbau zugelassen sind, weil sie keine weitreichenden Auswirkungen haben. Dazu zählen zum Beispiel Präparate auf Basis von natürlichen Ölen, die gegen bestimmte Insekten wirken. Auch Bakterien und andere Mikroorganismen werden eingesetzt, um Pilze zu bekämpfen.

Fröhlich spritzen ohne Gift!

Gesunder Boden, gesunde Pflanzen

Die wichtigste Leitlinie ist für uns, die Biodiversität und die Gesundheit von Boden, Pflanzen und der Biotope generell zu fördern.  Das gelingt zum Beispiel durch die Einrichtung von Naturräumen wie Hecken, Rand- und Blühstreifen, sowie die Förderung größerer Beutegreifer. Unsere Hecken beherbergen eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Sie dienen als Rast-, Nist- und Ruheplätze verschiedenster Vogel- und Kleinsäugerarten.  Außerdem dienen die Hecken als Wind- und Erosionsschutz sowie als Barriere gegen Pflanzenschutzmittelabdrift benachbarter konventionell bewirtschafteter Flächen. Durch den ungehinderten Aufwuchs von Ackerkräutern und Hochstauden bilden Sie die Lebensgrundlage für zahlreiche und vielfältige Insektenarten und schaffen so genügend Ausgleichsnahrung, um Vögel und andere Nützlinge dauerhaft an die Flächen zu binden, damit diese das Aufkommen von Schadinsekten in unseren Obst- und Gemüsekulturen niedrig halten können.  Im Obst befinden sich die Blühstreifen in der Fahrgassenmitte und dienen so zusätzlich als Lockpflanzung, um Wühl- und Feldmäuse von den Baumstreifen fern zu halten.

Die gezielte Förderung höherer räuberischer Arten von Greif- und Singvögeln sowie des Mauswiesels dient der Bekämpfung von Wühl- und Feldmäusen sowie diverser Schadinsekten. Durch das
Bereitstellen von Rast- und Schutzstrukturen, Nistplätzen sowie Ausweichnahrung gestalten wir unsere Flächen für diese Arten so attraktiv wie möglich. Umso länger ist dann deren Verweildauer,
was wiederum den Jagddruck auf die entsprechenden Schadorganismen erhöht. So können insbesondere im Obstbau schwer zu regulierende Schädlinge dezimiert werden.

Zuletzt ist ein gesunder Boden die beste Voraussetzung für gesunde Pflanzen, welche weniger anfällig sind für Schädlingsbefall. Ein humoser Boden zeichnet sich durch eine verbesserte Struktur sowie ein reichhaltigeres Bodenleben aus. Das heißt, er hat ein erhöhtes Porenvolumen, eine bessere Durchlüfung, eine höhere Wasseraufnahme und -haltefähigkeit sowie ein höheres Nährstoffpotential. Der Boden neigt weniger zu Verschlämmung und Erosion und hat eine geringere Anfälligkeit für bodenbürtige Krankheiten. Gesundheit und
Stresstoleranz der Kulturpflanzen nehmen so durch gesunden Boden zu.

Falsche Ausgewogenheit

Der Einsatz giftiger Pestizide ist in unseren Augen hingegen nicht nur keine Lösung, sondern eine regelrechte Gefahr für Mensch und Umwelt geworden. Chemisch-synthetische Pestizide vergiften den Boden, das Grundwasser und letztlich auch Tiere und den Menschen, wirken krebsverursachend und sind nur nötig, weil die industrielle Landwirtschaft die Ökosysteme und ihre Fähigkeit zur Selbstregulierung zerstört. Wie Jakob im Film sagt: so kann es nicht weiter gehen. Allein das Insektensterben zeigt uns, dass selbst mit einer ökonomischen Brille betrachtet der Einsatz dieser Mittel nicht zukunftsfähig ist: ohne Bienen kein Obst! 

Wenn Matthias Berninger von Bayer behauptet, dass Pflügen das gleiche sei, wie der Einsatz von Glyphosat, dann würden wir ihn am liebsten fragen, ob er seinen Kindern in beiden Fällen erlauben würde, am Feldrand zu spielen. Wir gehen nicht davon aus. 

So sehr wir uns freuen, dass die Deutsche Welle uns zu Wort kommen lässt und verschiedene Perspektiven zeigt, bleibt ein schaler Nachgeschmack von falscher Ausgewogenheit (false balance), wie wir sie in den Medien manchmal finden. Niemand in der wissenschaftlichen Community, der nicht auf der Gehaltsliste eines chemisch-synthetischen Pestizidherstellers steht, kann deren Einsatz ernsthaft für zukunftsfähig erachten. Im Falle von Bayer geht es um die Zukunft, ja: um die zukünftigen Profite.

Achtung Lieferpause!

Unser Betrieb ruht zum Jahreswechsel.

Die letzten Ernteanteile 2023 erhaltet ihr am Freitag, den 22.12.2023 – bitte holt sie unbedingt zeitnah ab, damit das Gemüse Weihnachten nicht alleine verbringen muss.

Die ersten Ernteanteile 2024 liefern wir euch am Montag, den 08.01.2024.

Solidarische Weihnachten wünscht die KoLa Leipzig

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