Wie wir eure Tafeltrauben vor dem späten Frost bewahrt haben (und uns vom Steinobst für dieses Jahr verabschieden mussten).
Eine neue nature-Studie von Wissenschaftlern des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) hat die ökonomischen Kosten des Temperaturanstiegs berechnet, der durch die bereits emittierten Treibhausgase zu erwarten ist und kam zu der schwer fassbaren Zahl von 38 Billionen Dollar pro Jahr ab 2050. Grundlage sind granulare Daten aus über 1600 Regionen weltweit und die Schätzungen sind eher konservativ. Die erwarteten Schäden entstehen in der Hauptsache durch die steigenden Temperaturen, veränderten Niederschlag und Temperaturschwankungen, so die Forscher. (Eine traurige Fußnote ist, dass die erwarteten Kosten etwa sechs mal so hoch sind, wie die Kosten eine Anpassung der Treibhausgasemissionen an ein 2°C – Szenario wären.)
Was diese abstrakten Zahlen konkret bedeuten, konnten wir anhand der Temperaturschwankungen Ende April sehen, als in einer verhältnismäßig milden Frühjahrs-Wetterlage sehr kurzfristig Nachtfrost zurückkehrte. Gerade diese kurzfristige Schwankungen sind so problematisch, da die Blüten und Früchte unserer Obstkulturen schon relativ weit ausgebildet waren. So sah es am Morgen nach der Frostnacht aus:
Die Blütenansätze unseres Kernobsts waren komplett erfroren. Zwar haben wir eh erst ab 2025 damit gerechnet eure Ernteanteile mit nennenswerten Obst-Beiträgen aufzuwerten, aber schade ist es doch! Unter einem Schutzvlies haben unsere Erdbeeren zum Glück größtenteils überlebt und gedeihen seitdem gut…
Die Tafeltrauben hat unser Obstgärtner Stephan die ganze Frostnacht lang bewässert. Durch die sogenannte Erstarrungswärme, die entsteht, wenn Wasser zu Eis gefriert (analog zur Verdunstungskälte), konnten so die Temperaturen auf den zarten Blütenansätzen bei 0°C gehalten werden – so lange immer weiter Wasser läuft. So sah das Ergebnis am nächsten Morgen aus, nachdem 160l pro Quadratmeter niedergingen:
Im folgenden Bild seht ihr rechts ein Blatt, das im Wasserschatten des Pfahls die Nacht nicht überlebt hat:
Wir können also froh sein, dass wir unsere Bewässerungsanlage und einen findigen Obstgärtner haben! Hätte es mehr als eine Nacht Frost gegeben, wäre allerdings fraglich, ob diese starke Bewässerung nicht mehr Schaden als Nutzen mit sich bringt, denn das Stauwasser schadet den jungen Wurzeln der Obstkulturen.
Nun haben wir wieder hohe Temperaturen und die Frostnächte sind vergessen. Der Wein hat sich erholt und die Trauben sind schon zu erkennen.
Nächste Woche werden die Wassermelonen gepflanzt, die sich auch schon die letzten Jahre bei uns im Freiland wohl gefühlt haben, wie man es sonst nur aus Rumänien oder der Türkei kennt. Zwei Wochen nach der Frostnacht war es übrigens im Gewächshaus schon wieder so heiß, dass man sich barfuß die Sohlen verbrennen konnte.