Vielen Dank an all unsere Mitglieder für die rege Beteiligung an der Umfrage zum Gewächshaus-Projekt und den Entwicklungsperspektiven von KoLa. Es war ein wichtiger Prozess für die Genossenschaft. Mehr als ein Viertel aller Genossenschaftsmitglieder hat die doch recht knifflige Umfrage komplett ausgefüllt! Danke, dass so viele von euch sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt haben und sich eine Meinung gebildet haben.
Zentrales Element der Umfrage war die Entscheidung, ob wir 2023 den Bau eines Solarthermie-Gewächshauses angehen oder nicht. Wir haben nun diesbezüglich eine Entscheidung getroffen, und zwar, das Gewächshaus-Projekt vorerst nicht umzusetzen. Zu hoch wären derzeit die wirtschaftlichen Risiken aufgrund der wirtschaftlichen Gesamtlage und auch die Mitgliederumfrage zeigte ein gemischtes Bild. Hier der Versuch einer näheren Erläuterung der Entscheidung:
Neue Wachstumsanforderungen im Kontext der Krise
Das Gewächshaus würde durch zusätzliche Kosten zunächst das benötigte Ernteanteils- und Umsatzwachstum erhöhen. Die zentrale Frage ist, ob wir im aktuellen wirtschaftlichen Kontext ein Ernteanteilswachstum um etwa 50% bis 2026 schaffen würden, um das Gewächshaus adäquat auszulasten und Umsätze für die steigende Kostenseite zu erwirtschaften. Zwar würde das mehr an Fruchtgemüse die Attraktivität der Ernteanteile sicher steigern, aber auch höhere Ernteanteilspreise für die Finanzierung erfordern. In einem Umfeld steigender finanzieller Belastung der VerbraucherInnen in der Krise und rückläufiger Umsätze insbesondere in der Bio-Branche besteht aber das Risiko, dass die Investition ins Gewächshaus nicht genug zusätzlichen Anreiz schaffen würde, um die erhöhten Wachstumsanforderungen zu erreichen. Zwar hatte uns die Einführung der Probekisten für nicht-Mitglieder jüngst wieder Zuwachs gebracht. Jedoch war die die Anzahl der langfristigeren Mitglieder-Ernteanteile seit geraumer Zeit zwar stabil aber kaum gewachsen.
Somit ergibt sich aus der Bewertung der inneren und äußeren wirtschaftlichen Lage die Einschätzung, dass wir zwar so oder so mehr Kapazitäten in die Mitgliederwerbung und andere Absatzwege investieren sollten, dass durch das Gewächshaus aber auch erhebliche Risiken hinzukämen.
Team, Fachpersonal, Betriebsstrukturen
Im Team gibt es teils starke Bedenken und Gegenstimmen zum Gewächshaus-Projekt zum aktuellen Zeitpunkt – die Ökomaßnahmen im Anbau und die betrieblichen Strukturen sollten zuerst verbessert und stabilisiert werden. Vor diesem Hintergrund wäre eine Entscheidung für das Gewächshaus eine Entscheidung ohne breiten Rückhalt im Team. Das Team stellt zwar nur einen kleinen Teil der Mitglieder der Genossenschaft, aber es ist wichtig im Alltag gemeinsam hinter der Sache zu stehen, um die Belastung eines solchen Projekts gut zu schultern. Auch die Vorstandskapazitäten würden durch das Gewächshausprojekt stark beansprucht und bräuchten dafür einen guten Rückhalt.
Beim Fachpersonal für das Gewächshaus hatte zudem kürzlich unser Leitungskollege im geschützten Anbau seinen baldigen Abgang angekündigt. Eine neue Person für die Leitung des Gewächshauses zu finden wäre zwar möglich, aber zum aktuellen Zeitpunkt stellt es ein Risiko dar, dass wir zum Start dieser Investition noch kein Fachpersonal für die Leitung des Gewächshauses gesichert hätten.
So ergeben sich aus der Betriebsstruktur- und Personalperspektive ernstzunehmende Hürden bezüglich der Umsetzung des Gewächshaus-Projekts.
Welche Priorität setzt die Genossenschaft? / Mitgliederumfrage
Vor dem Hintergrund der genannten Unsicherheiten war uns die Mitgliederumfrage wichtig. Mit einem starken Votum aus der Mitgliederschaft könnten wir möglicherweise trotz der bestehenden Bedenken mutig vorangehen und sagen: Diese Herausforderungen können wir gemeinsam meistern.
Die Umfrage ergab nun eine höhere Priorisierung der Öko-Maßnahmen und Betriebsstrukturen (33%) über dem Gewächshaus (28%). Auf die landwirtschaftlichen Erzeugnisse fielen 24% und auf die Glaswirtschaft/Weiterverarbeitung 15%. Wenn man bei der Priorisierung nur vergleicht, was jeweils am höchsten priorisiert wurde, dann stehen die Betriebsstrukturen bei 49% und das Gewächshaus bei 36%. Es haben also nur 36% das Gewächshaus am höchsten priorisiert und 64% ziehen andere Maßnahmen vor. Zwar würden 82% das Gewächshaus mittragen, aber auch bei Vielen, die es mittragen würden, stehen in den zugehörigen Kommentaren Zweifel oder Empfehlungen, das Gewächshaus zum aktuellen Zeitpunkt nicht zu bauen. Es wurden dabei vor allem Zweifel bezüglich der Wirtschaftskrise sowie einer möglichen Überforderung unseres genossenschaftlichen Betriebs geäußert.
Unterm Strich hat die Umfrage nicht das Ergebnis geliefert, was wir gebraucht hätten, um angesichts der genannten Risiken mit deutlichem Rückhalt in das Gewächshaus-Projekt zu gehen. Natürlich kann man die Zahlen auch anders lesen und sagen, die Genossenschaft hätte das Projekt mehrheitlich mitgetragen. Jedoch ist uns die Entscheidung im Vorstand, Team und Aufsichtsrat sehr schwergefallen und stand bis zuletzt Spitz auf Knopf. So hätte es ein eindeutigeres Votum der Mitglieder benötigt, um tatsächlich mutig mit Gewächshaus voranzugehen. Stattdessen lesen wir das Ergebnis so, dass einer sorgfältigen Umsetzung von Öko-Maßnahmen im Anbau und der Konsolidierung der Betriebsstrukturen zunächst der Vorrang gegeben werden soll.
Was bedeutet diese Entscheidung für das nächste Jahr?
Wir wollen weiter in Bewegung bleiben und den Betrieb nachhaltig und mutig weiterentwickeln. Dafür braucht es eine stabile Basis, daher werden wir zunächst unser Augenmerk auf die Verbesserung der Ökomaßnahmen und Betriebsstrukturen legen. Wir wollen auch weiter Mitglieder werben und im Kontext der Inflationskrise aufmerksam und aktiv bleiben (nähere Informationen dazu erhaltet ihr in Kürze). Trotz allem hoffen wir, das Gewächshaus-Projekt zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgreifen zu können und zu verwirklichen. Es kann nach wie vor ein wichtiger Baustein mit großer Strahlkraft für unsere Genossenschaft werden: mit leckerem Gemüse und einem nachhaltigen Energiekonzept!