Warum jetzt doch ein Gewächshaus?
Letztes Jahr hatten wir in der Genossenschaft den Neubau eines Solarthermie-Gewächshauses intensiv diskutiert. Trotz hohen Zustimmungswerten innerhalb der Genossenschaft hatten wir uns letztendlich gegen das Projekt entschieden. Die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dringende Hausaufgaben bei den internen KoLa-Strukturen hatten am Ende den Ausschlag gegeben.
Jetzt, ein Jahr später, fühlen wir uns gereift. Wichtige Entwicklungsschritte wie unser Ökokonzept, die Einführung von Soziokratie und eine Betriebsordnung sind wir angegangen. Darauf können wir jetzt aufbauen.
Bei der Recherche und Planung für den Bau weiterer Folientunnel kam die Idee auf, statt weiterer einfacher Tunnel ein modernes Foliengewächshaus ohne Heizung zu bauen. Ein Foliengewächshaus braucht keine Heizung, keine Hagelversicherung und ist statisch weniger anspruchsvoll im Bau. Insofern eröffnet ein Foliengewächshaus eine neue und günstige Option!
Eine Heizung mit erneuerbaren Energien wäre zu einem späteren Zeitpunkt ohne Mehraufwand nachrüstbar und das Haus erweiterbar.
Welche Vorteile bringt ein Gewächshaus?
Aus Mitgliederperspektive ist ein Gewächshaus vor allem deshalb interessant, weil sich die Kulturzeit für Tomaten, Paprika, Gurken und Auberginen verlängert und, weil durch mehr geschützte Anbaufläche die Erntelücke im Frühjahr besser gefüllt werden kann (siehe Erntetabelle).
Anbautechnisch ist eine Erweiterung der Anbaufläche zudem dringend notwendig, da vor allem unser Fruchtgemüse zunehmend knapp wird. Bei der Sortenwahl musste bereits Ertrag statt Geschmack priorisiert und bei Spezialitäten und Vielfalt gekürzt werden.
Weitere Vor- und Nachteile führen wir weiter unten für euch auf!
Zur Finanzierung
Wir wollen in ein neues Gewächshaus investieren, um das Gemüseangebot und eine saisonale Ernährung für alle qualitativ aufzuwerten. Die Investitionshöhe liegt bei insgesamt 550.000€. Glücklicherweise würden aber 35% der Investition durch die landwirtschaftliche Investitionsförderung bezuschusst. So bliebe eine netto-Investitionssumme in Höhe von 360.000€. Dies wäre für KoLa wirtschaftlich überschaubar und stemmbar.
Nichts desto trotz wären für die Realisierung 250.000€ neue Mitgliederdarlehen oder Einlagenerhöhungen nötig. Die Darlehen können mit bis zu zwei Prozent verzinst werden. Die Genossenschaftseinlagen sind unverzinst.
Ökonomische Ziele:
- Verbessertes saisonales Gemüseangebot: Vielfalt im Frühjahr/Winter: Zucchini, Brokkoli, Asiasalat, Zuckermais, Chinakohl. Im Sommer: Honigmelone, Stangenbohne, Kräuter.
- Kostengünstiger und ohne Hagelversicherung realisierbar: 360T€ Folienhaus inkl. Ausstattung und Beratung gegenüber Glas-GWH mit Solarthermie Heizung 1,6 Mio €
- Kostensenkung durch Flächeneffizienz und Mechanisierung (elektrische Ernte- und Pflegehubwägen) relativ höhere Erträge im Verhältnis zu Aufwand und Fläche
- Risikoreduzierung: Klimasteuerung schützt bei extremen Witterungsbedingungen
Ökologische Ziele:
- Rotierende nachhaltige Fruchtfolge (aktuell nicht möglich, da starker Überhang der Nachtschattengewächse: Tomate, Paprika, Aubergine – auch ökonomisches Risiko, durch phytosanitäre Ausfälle)
- Bessere Treibhausgas-Bilanz als Glas-Gewächshaus trotz Folienwechsel aller 10 Jahre – durch einheitliches Material sehr gute Wiederverwertbarkeit
- Hohe Wasser- und Düngeeffizienz durch Tröpfchenbewässerung und Steuerung
- Erweiterung des Angebots von lokal angebautem Fruchtgemüse (Kulturzeitverlängerung bei Fruchtgemüse ca. 3-5 Wochen). Das führt zu weniger Emissionen durch Transport beim Kauf von nicht-regionalen Produkten
- Verbesserte Kulturführung erhöht Pflanzengesundheit und Erträge durch moderne Klima-, Bewässerung und Düngesteuerung sowie Lüftung & Firsthöhe
Soziale Ziele:
- Ein weiterer ganzjähriger Arbeitsplatz für eine gärtnerische Fachkraft
- Verbesserung der Arbeitsplatzqualität: elektrische Ernte und Pflegewägen sowie bessere Schattierung und Belüftung
Welche Aspekte sprechen dagegen?
- Bis das GWH in ca. drei Jahren komplett durch den Anbau für Mitglieder ausgelastet wird, ist ein verstärkter Absatz von Überschüssen über den Handel notwendig
- Saisonverlängerung durch Ressourceneinsatz – statt Fokus auf Saisonalität
- Ökonomisches Risiko: Mitgliederwachstum von derzeit 1280 auf etwa 1500 Ernteanteile 2026 notwendig
Wie könnte das Folienhaus im Detail aussehen?
- 2880m² Kulturfläche (zwei Abteile entspricht der aktuellen Tunnelfläche)
- 200m² Technikraum und 400m² Unterstand
- Firsthöhe 7,5m, Polycabonat Stehwand, Doppelfolie, Firstlüftung im Dach
- Energie-/Schattierschirm, Bewässerung, Klima- und Düngersteuerung
- Investitionssumme 410.000€ (inkl. Montage, Beton- und Tiefbauarbeiten, Genehmigung) abzüglich 35% Förderung: 266.500€ -> 90,43€/m² (gegenüber 52€/m² für einfache Tunnel)
- Beratungskosten in der Kulturführung 40T€ und Bodenbearbeitungsmaschinen, Pflege- und Erntehubwägen 50T€
- Eigenleistungsaufwand mit 800 Akh (ca. 30% höher als beim Tunnelbau)
- Egal ob Folienhaus oder Tunnel ist zusätzliches Personal nötig und soll aus Umsatzsteigerung finanziert werden