Gerade sind Hauke und Paula auf den neuen Flächen in Plösitz und hauen alle paar Meter mit einer am Traktor befestigten Pfahlramme Holzpflöcke in den Boden. Eine Reihe links – eine Reihe rechts. Und in der Mitte 6 Meter Platz. Das wird der Wildschutzzaun für die Hecke. Hier findet ihr dazu ein Kleines Video.
Anfang November werden die kleinen Sträucher und Bäumchen angeliefert. Dabei freuen wir uns über viele helfende Hände. Am 7.11. gibt es daher einen Heckenpflanztag auf der Fläche. Anmelden könnt ihr euch dazu hier
Doch was genau ist warum geplant? Hier ein Überblick über die Pflanzung der Hecken von Hauke:
Ziele der Heckenpflanzung
A Schaffung von Lebensräumen
Durch die Kombination von Hecken und Gemüsegärten werden Lebensräume für Arten vervollständigt, die in herkömmlicher Landwirtschaft keine Lebensbedingungen mehr finden.
- Überwinterung und Rückzugsort für typische Feld- und Wiesenarten
Während der Nutzung anliegender Flächen können sich Arten in die anliegenden Hecken zurückziehen. Innerhalb der dauerhaft bestockten Fläche setzt eine Streubildung ein, welche über die Jahre eine organische Schicht anhäuft in denen beispielsweise Schmetterlingsraupen überwintern können.
- Verbesserung von Brutbedingungen
Die Hecke bietet Brutgelegenheiten und -material für Boden- und Hochbrüter.
- Symbiose-Wirkung durch Antagonisten
Eine strukturreiche Hecke kann den Lebensraum für zahlreiche Antagonisten zu Gemüsepflanzen-schädigender Insektenarten bilden.
- Ganzjährige Ernährungsgrundlage für Insekten und Vögel
Blüten- und Beerenreiche Pflanzensorten sorgen für die Lebensgrundlage eines großen Spektrums bedrohter Arten
B Boden und Verbesserung des Wasserhaushaltes
Durch eine Verringerung von Bodenerosion durch Wind wird dem Verlust von humusreichen Oberböden entgegengewirkt und somit bodenökologische Prozesse erhalten. Auf sandreichen Böden Sachsen besteht ein besonders hohes Erosionsrisiko.
Zusätzlich verringern Hecken die Verdunstung, stabilisieren die Bodenfeuchte und fördern die Taubildung anliegender Flächen.
C Verbindung von Lebensräumen
Durch Bebauung und der Vergrößerung der landwirtschaftlichen Flächenstruktur sind wurden die Vernetzung von Biotopen zunehmend zerstört, was zu einer großflächigen Abnahme der Artenvielfalt geführt hat. Insbesondere für Insekten und Vögel stellen großräumig verbundene Lebensräume eine Grundlage dar.
Durch die Hecke kann hier bespielsweise der Stadtpark Taucha und die Ausgleichsfläche an der Autobahnabfahrt Leipzig-Ost verbunden werden.
Aufbau
Mehrschichte Hecken bringen die größte Lebensraumvielfalt mit sich, daher sollten durch Heckenkonzeption Boden-, Kraut-, Strauch- und Baumschicht abgedeckt werden.
Die Pflanzung der Straucharten erfolgt gruppenweise mit Pflanzabständen von 0,5 bis 1 m. Mittig der Gruppen werden für die schichten-Variation Bäume zweiter Ordnung gepflanzt. Zwischen den Gruppen bestehen Abstände von 1,5 bis 4 m. Hier bildet sich der Krautsaum. Die heterogenen Abstände zwischen den Gruppen und den Einzelpflanzen erhöhen die ökologische Diversität.
Artenauswahl:
Wildbirne
Blühtenreichtum, Lebensgrundlage für Bienen und andere Insekten, Früchte als Nahrungsquelle für Säuger im Winter, Strauchartiger wuchs trotz Höhenwachstum, seltene Art
Wildapfel
Blühtenreichtum, Lebensgrundlage für Bienen und andere Insekten, Früchte als Nahrungsquelle für Säuger im Winter, Strauchartiger wuchs trotz Höhenwachstum, seltene Art
Pfaffenhütchen
Früchte bilden die Nahrungsgrundlage für insgesamt 24 Vogelarten. Reich an Blüten und Nektar.
Roter Holunder
Nahrungsquelle für insgesamt 62 Vogelarten
Weißdorn
Blütenreichtum, insbesondere bedeutsam als Lebensraum für 54 Schmetterlingsarten. Habitus eignet sich sehr als Brutgelegenheit
Hundsrose
Hochfrequentierte Nistplätze, Früchte bieten Nahrungsgrundlage für Vögel im Winter
Hasel
Nahrung für Käfer, Raupen; junge Triebe: Nahrung für Käfer; Früchte: Nahrung für Käfer, Vögel, Säugetiere
Blutroter Hartriegel
Beliebte Deckung für Wild, Früchte bieten Nahrungsgrundlage für Vögel im Winter, Blätter stellen sehr geeignete Raupennahrung dar
Besenginster
Blätter: Raupennahrung, Nahrung für Säugetiere; Blüten: Pollen für Wildbienen, Hummeln, Ameisen
Pflege:
Wildschutz
Aufgrund des ausgeprägten Wildbestandes und der Strukturierung der benachbarten Flächen der KoLa Leipzig ist eine ein hohes Verbiss-Risiko der Jungpflanzen vorhanden. Dem wird mittels eines Rehwildzaunes entgegengewirkt.
Schutz vor Nagern
Um die frischen Pflanzen vor Nagern zu Schützen wird auf eine integrative Schädlingsbekämpfung gesetzt. Es werden Sitzmöglichkeiten über die Fläche für Greifen und Eulen über die Fläche verteilt, die ihnen die Jagd auf Nager erleichtert. Somit kann ohne Einsatz künstlicher Mittel der Nagerbestand auf ein verträgliches Maß gehalten werden.
Mulchen oder Niedertreten von
Konkurrenzvegetation im Folgejahr
Durch regelmäßiges Mulchen bleibt die Erde feucht und die Hecke wird vor einseitiger Verunkrautung geschützt. Dadurch bekommen viele verschiedene Arten eine Chance und es setzen sich nicht einfach nur die stärksten durch.
Bewässerung
Die Artenzusammensetzung wurde so gewählt, dass die Arten möglichst gut mit Trockenheit umgehen können, dennoch ist es gerade am Anfang, wenn die Wurzeln noch nicht so tief sind unabdingbar regelmäßig zu bewässern.
Strukturelemente
Die Ränder der bewirtschafteten Flächen werden durch Solitäre und Baumreihen begleitet. Diese erweitern das Heckenkonzept werden artenspezifisch auf die Zusammensetzung der Hecke angepasst. Für sie sind aus Streuobstsorten oder Traubeneiche vorgesehen.
Am Rand der Heckenabschnitte und am Stamm der Solitäre wird der Lebensraumvielfalt durch die Errichtung von Lesesteinhaufen, Totholzhaufen, Trockenmauern sowie kleinen Tümpeln erweitert. Diese stellen wichtige Refugien für einige Insekten- und Amphibienarten dar.
Brutgelegenheiten
Solang die natürlichen Brutgelegenheiten in den ersten Jahren noch heranwachsen, soll diese vorerst durch Nistkästen ein wenig ausgeglichen werden. Diese werden an Randbäumen oder Aufstellpfosten in der Fläche platziert.
Quellen Bilder
Photo by Boba Jaglicic on Unsplash (Hundsrose mit Hagebutten)
Photo by ali shirali on Unsplash (Weißdorn)
Image by Jens Schlömer from Pixabay (Roter Holunder)
Image by klimkin from Pixabay (Drossel im Apfel)
Image by WikimediaImages from Pixabay (Hundsrose)
Image by Hans Braxmeier from Pixabay (Wilde Birne)
Image by Светлана Бердник from Pixabay (Pfaffenhütchen)